Donnerstag, 27. Dezember 2012

Was wir aus den Feiertagen mitnehmen sollten


Ich bekam einen Weihnachtsgruß von einer Bekannten aus unserer Selbsthilfegruppe, der mit einem Spruch von Roswitha Bloch begann:

„Wenn uns bewusst wird, dass die Zeit, die wir uns für einen anderen Menschen nehmen, das Kostbarste ist, was wir schenken können, haben wir den Sinn der Weihnacht verstanden.“

Dieses Zitat hat mich und meinen Mann sehr beeindruckt.

Ich habe für mich aber daraus auch noch eine andere Erkenntnis abgeleitet:

Wenn Menschen, denen ich meine Zeit schenke, dieses Geschenk nicht annehmen können oder mögen, fühle ich mich nicht mehr verpflichtet, sie auch in Zukunft weiter zur Verfügung zu stellen. Manchmal beschenke ich mich inzwischen damit, bei mir selbst zu bleiben und meine eigene Gesellschaft zu genießen.

Auch Weihnachten verbringe ich inzwischen gern mit meinem Mann allein zu Haus, oder wir fahren auf einen kurzen Besuch zu Freunden oder Bekannten. Ich habe es mir abgewöhnt, darüber zu trauern, dass Weihnachten im Kreise der Familie nicht mehr funktioniert und akzeptiere, dass eben auch zu Weihnachten die Generationen nicht ruhig und friedlich am Tisch sitzen und sich freundlich miteinander unterhalten, wenn das auch an den anderen Tagen des Jahres nicht funktioniert.
Wie oben schon angedeutet, ist es mir trotzdem wichtig, mit Menschen persönlich in Kontakt zu sein und zu bleiben, aber, wenn Familienleben, aus welchen Gründen auch immer, nicht funktioniert, versuche ich auch nicht mehr den Schein zu wahren. Für mich sind Familientreffen nur noch bedingt wunderbare analoge Veranstaltungen in virtuellen Zeiten.

Dies ist die Antwort auf eine Kolumne von Dorthee Krings in der RP von heute.

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Weihnachtsferien

Das nächste Angehörigentreffen findet erst am
16. Januar und dann um 19.00 Uhr statt.



Allen Freunden und Bekannten wünschen wir eine friedliche Weihnachtszeit und alles gute für das neue Jahr.

Sonntag, 2. Dezember 2012

Der Mensch ist, was er isst ???????


 
Bei einem Treffen des Landesverbandes der Angehörigen psychisch Kranker empfahl eine Teilnehmerin das Buch "Schlau gelaunt" von Dr. med. Petra Wenzel, das bei Amazon so beschrieben wird: „Schlau gelaunt“ gibt wertvolle, leicht verständliche und humorvolle Denkanstöße an all jene, die sich für ihre Gesundheit interessieren und ihren gesunden Menschenverstand nutzen möchten – egal, ob „privat“ oder „geschäftlich“, gesund oder krank … Du bist, was Du denkst! Was passiert da zwischen unseren Ohren? Du bist, was Du tust! Neuer Schwung für graue Zellen Du bist, was Du isst! Von guten und schlechten Nährstoffen Einfach weg-essen statt verg-essen? Vitalstoffe zur Vorbeugung und Behandlung Menschen, Märkte, Machenschaften Über Glaubensfragen, Politik und Wissenschaft Von Seesternen und Apfelkernen Warum der Schlüssel in Ihnen selbst liegt.
Ich habe das Buch gekauft und stieß im Kapitel "Einfach weg-essen statt verg-essen" zum Thema Schizophrenie auf die Aussage, dass  Schizophrene äußerst häufig Allergien gegen Lebensmittel haben (Weizen 86 %, Milch 75 %).

Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube, um es mit Goethes Faust zu sagen.

Ich habe die Frau Doktor angeschrieben und nach
Studien und Veröffentlichungen gefragt, von denen sie diese Aussage ableitet.
Sie hat das Buch „Optimale Ernährung für die Psyche“ von Patrick Holford empfohlen, das im Anhang auf ca. 50 Seiten die Originalquellen für die Aussagen und weiterführende Adressen enthält, sowie als ein weiteres Buch das von Dr. Natasha Campbell-McBride "Gut and Psychology Syndrome", in dem die Ärztin ebenfalls zahlreiche Originalquellen zitiert.

Das Buch habe ich mir  inzwischen ebenfalls beschafft. Diese Ärztin beschreibt u.a. dass sie ihren eigenen, als autistisch diagnostizierten, Sohn  durch eine auf die Bedürfnisse des Patienten abgestellte Nahrung heilen konnte.

Dr. Natasha Campbell-McBrides Grundaussage:
Der Darm der Patienten ist durchlässig und so gelangen giftige Stoffe über das Blut in den Körper. Sie erklärt so auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Ach wäre es schön, wenn das alles so einfach wäre.

P.S.:
Frau Dr. Wenzel ist eine Verfechtering der Gabe von Nahrungsergänzungsmitteln.
Frau Dr. Natasha Campbell-McBride lehnt sie ab, und sie kann sich auch nicht vorstellen, dass Vegetarier gesund leben können.

Und noch etwas zum Thema aus Zeit-online:
Iss-dich-gluecklich


User_male
 

Dienstag, 2. Oktober 2012

TTT – Telefon-Terror-Tag
(nicht Titel, Thesen, Temperamente)

Es gibt Tage, da rührt sich das Telefon überhaupt nicht. Klasse, himmlische Ruhe!
Dann gibt es Tage, da stehe ich ausnahmsweise mal erst um 9.00 Uhr auf, sitze um 9.30 Uhr noch am Frühstückstisch, will gerade genüßlich in den Toast beißen und einen Schluck Kaffee nehmen: Klingelingeling!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Da ist dann eine mir bekannte gesetzliche Betreuerin am Telefon, sucht Hilfe für eine Freundin und deren psychisch kranken obdachlosen Sohn. Wir unterhalten uns nett und ausführlich, tauschen Tipps und Ratschläge aus, reden über die Termine und Uhrzeiten unserer Angehörigentreffen, wo die Freundin gern vorbei kommen kann – und im Nu ist es 10.00 Uhr. Das Frühstück kann zu Ende geführt werden. So weit so gut.

Das nächste Mal läutet es erst um 12.00 Uhr wieder. „Guten Tag, Sch....(den Rest des Namens habe ich nicht verstanden), ich habe ihre Nummer von der Selbsthilfekontaktstelle. Ich habe einen kranken Sohn ....“ Und ohne Punkt und Komma erzählt mir die fremde Dame ausführlich ihre Lebens- und Leidensgeschichte mit allen nur erdenklichen Fakten und Einzelheiten zum wirklich schlimmen Krankheitsverlauf ihres Sohnes.

So gegen 12.20 Uhr unterbreche ich sie mit der Frage: „Welche Hilfe erwarten sie von uns als Angehörigenverein und Selbsthilfegruppe?“ „Ähm – ich will wissen, ob sie einen Psychologen kennen, der mir ein neues Gutachten macht, das die Krankheit meines Sohnes anders beurteilt als bisher....................“ „Nein, da muss ich passen. Das kann ich leider nicht.“

„Ich habe im Internet gelesen, dass Herr Dr. Vau gute Kritiken bekommen hat.“ Der Redeschwall setzt von Neuem ein. Mein Tipp: „Rufen sie den Herrn Doktor (er ist Psychiater) an und vereinbaren sie einen Termin, und dann sehen sie weiter.“

Um 12.30 Uhr breche ich mehr oder weniger höflich das Gespräch ab und habe plötzlich Verständnis für genervte Ärzte, Krankenpfleger, Sozialarbeiter und andere Professionelle, die sich Angehörige so oder so ähnlich anhören müssen.

Inzwischen ist es 1.15 Uhr. Und leider klingelt schon wieder das Telefon, diesmal ist es das private. Die Frau Schwiegermama erfreut mit ihrem Anruf. Was sie genau mitteilten will, erschließt sich mir nicht so ganz. Den Herrn Sohn kann ich ihr leider nicht bieten – er ist auf einer Dienstbesprechung – und so verspreche ich, ihn über den Anruf zu unterrichten.

Ich bin gerade dabei, meinen Telefon-Frust mit diesen Zeilen zu verarbeiten (nun ist es 14.00 Uhr), klingelt erneut das Telefon: „Ihrem Mann ist es schlecht, können sie ihn bitte abholen. Er kann zur Zeit nicht Auto fahren.“

Na gut, alles stehen und liegen lassen und erst mal den kranken Gatten einsammeln fahren. Etwas gutes hat der Ausflug ja: Es klingelt im Auto kein Telefon, das Handy ist nämlich ausgeschaltet!

Wir sind gerade zu Hause angekommen (15.00 Uhr), meldet sich die Mailbox: „Die Jasmin ist in der AWO und will Nachhilfe machen .............“

Wir hatten sogar versucht, noch abzusagen!

Und was ist die Moral von der Geschicht?

An Tagen wie diesen gehe ich nicht mehr ans Telefon sondern werde gleich zum nächsten Termin (Psychose-Seminar) das Haus verlassen. Das Handy bleibt selbstverständlich weiterhin aus.

Und, es gibt natürlich auch Tage, da macht mir ehrenamtliche Arbeit Spaß, wirklich!

Dienstag, 17. Juli 2012

Angehörige als Co-Therapeuten?

Marianne Schumacher argumentiert:
Angehörige sollten nicht in die Rolle des Familientherapeuten schliddern. Sie plädiert für Distanz: Keine bohrenden Fragen, keine Ratschläge an die Adresse der Betroffenen. Wenn Sohn oder Tochter merken, dass sie und ihre Krankheit nicht mehr der Lebensmittelpunkt der Eltern sind, kann das die familiäre Beziehung entspannen.

Schön, wenn es so einfach wäre - trotzdem haben die Argumente auch was für sich, oder?!

Donnerstag, 12. Juli 2012

Kennen Sie den schon?

Im Schwesternzimmer klingelt das Telefon. "Hallo, ich möchte gern wissen, wie es Herrn Pfannenstiel in Zimmer 747 geht."
"Augenblick bitte", antwortet die Krankenschwester, "im Krankenblatt steht, dass der gebrochene Arm gut verheilt ist. Übermorgen kommt der Gips weg, und am Freitag werden die Fäden gezogen."
"Und wann darf er nach Hause?"
"Am Freitag. Aber warum wollen Sie das wissen? Sind Sie ein Verwandter von Herrn Pfannenstiel?"
"Ich bin Herr Pfannenstiel. Aber mit mir redet hier ja keiner."

Donnerstag, 21. Juni 2012

Sich arrangieren

Politik heißt, sich mit dem Unvollkommenen zu arrangieren, soll Bundespräsident und Pastor Joachim Gauck gesagt haben.

Gestern hatten wir wieder Gesprächsrunde. Eine Teilnehmerin mit krankem Sohn hat nur den einen Wunsch: Mein Sohn soll gesund werden. Außerdem fühlt sie sich schuldig an der Krankheit.

Ich denke, keiner hat Schuld an der Krankheit des anderen. Jeder, auch die Kranken, sind selbst verantwortlich, und wir müssen lernen, die jeweilige Krankheit unserer Angehörigen zu akzeptieren und nach uns selbst schauen und uns mit dem Unvollkommenen arrangieren.






Freitag, 15. Juni 2012

Allzeit bereit

Heute war ich im kleinen Supermarkt um die Ecke meine Wochenendeinkäufe machen.

Während ich durch den Laden streifte, hörte ich eine Frau in Caritas-Arbeitskleidung laut reden. Dabei sammelte sie nebenher ein paar Waren ein, machte die Glastüren der Kühlschränke auf und zu, schob ihren Einkaufswagen weiter und prüfte die Backwaren.

Die Frau führte keine lauten Selbstgespräche, wie das manche psychisch kranken Menschen auch schon mal tun, nein, sie schrie in ihr Handy hinein und unterhielt somit auch noch den halben Laden.

Ich für meinen Teil habe entschieden, nicht halbe Supermärkte oder ganze Zugabteile mit meinen wichtigen oder weniger wichtigen Telefongesprächen zu nerven, und ich habe beschlossen, nicht immer und überall erreichbar zu sein. Ich gehöre ja auch noch zu der Generation, die ganz ohne Telefon aufgewachsen ist. Trotzdem habe ich es geschafft, mich mit meinen Schulkameradinnen oder meiner Freundin zu verabreden. Wie haben wir das bloß gemacht?

Eigentlich ist es doch nicht verwunderlich, daß immer mehr Menschen von der Reizüberflutung und dem neudeutschen "Multitasking", also mehrere Dinge gleichzeitig tun, überfordert sind und dadurch vielleicht sogar krank werden.

Angeblich belegt ja auch eine neuere Studie eines angesehenen Hirnforschers, daß das Gehirn maximal zwei Aufgaben gleichzeitig bewältigen kann. Also ist eigentlich schon Einkaufswagen schieben und Waren einsammeln genug. Muß frau also nicht auch noch die Unterhalterin spielen.

Digital Natives


Das Bild und den Kommentar habe ich auf der folgenden Seite gefunden:
http://medialogy.de/tag/iphone/ 


Nun also doch: Ich hatte mehr der Metaphorik wegen schon mehrfach behauptet, die Digital Natives würden schon mit Handy am Ohr geboren, z.B. hier im Bericht von der mb21-Jury 2004: “Sie sind sozialisiert durch Google, Amazon und Ebay, kommunizieren per Email und SMS, als wäre das eine selbstverständliche Kulturtradition, downloaden ihre Musik aus dem Web, bewegen sich schwindelfrei in einem immer stärker digitalisierten Medienalltag aus Laptop und iPod, PDA und Wlan und werden vermutlich bald mit Handy am Ohr geboren.”
Nun ist es also soweit. Im (leider schon veralteten) Call for Proposals bei Next Nature habe ich dieses Beweisfoto von Koert van Mensvoort gefunden.

Donnerstag, 14. Juni 2012

konstruktivistisches Denken

Wir sehen die Dinge
so wie wir sind
und nicht
wie die Dinge sind.

Grundsatz des konstruktivistischen Denkens

Die Kernaussage des Konstruktivismus ist, dass unsere Realität immer nur eine Realität für uns selbst ist, nie jedoch eine Realität an sich. Somit gibt es also keine objektive Wahrheit.
Jeder findet seineWahrheit geprägt durch seine Erfahrungen, sein Umfeld, seine Erinnerungen und Erlebnisse. Damit ist Realität für jeden anders.

Das erklärt dann auch ein bisschen, warum die Realität eines psychisch kranken Menschen so völlig anders sein kann als meine.

Wir sehen nicht die Dinge, wie sie sind, sondern wir sehen sie, wie wir sind.
Die Fassung aus dem Talmud.

Montag, 4. Juni 2012

Ausstellungseröffnung

Über den Paritätitischen Wohlfahrtsverband, bei dem der Angehörigenverein Mitglied ist, erhielten wir die Einladung zur Ausstellungseröffnung
"Hass vernichtet"
Montag, 11. Juni 2012, 18:30 Uhr
Paritätisches Zentrum
Friedhofstraße 39
41236 Mönchengladbach
http://www.hassvernichtet.de/

Ein Zitat dazu von der Künstlerin Irmela Mensah-Schramm:
"Wir sind für das verantwortlich, was wir widerspruchslos hinnehmen."

http://moenchengladbach.paritaet-nrw.org/content/ 





Sonntag, 3. Juni 2012

Affirmation

Nur wenn es mir gut geht, 
kann ich der Welt mein Bestes geben.

Hier das passende Poster dazu.

aus dem Newsletter "Zeit zu leben"

Samstag, 2. Juni 2012

Dienstag, 29. Mai 2012

Genesung


Genesung in 5 Kapiteln

1. Ich gehe die Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich falle hinein.
Ich bin verloren .... Ich bin hoffnungslos.
Es ist nicht meine Schuld.
Es dauert ewig, da wieder herauszufinden.

2. Ich gehe dieselbe Straße.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich tue so, als ob ich es nicht sehe.
Ich falle wieder hinein
Ich kann kaum glauben, dass ich wieder an derselben Stelle bin.
Aber es ist nicht meine Schuld.
Es dauert immer noch lange, wieder herauszukommen.

3. Ich gehe dieselbe Straße.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich sehe, dass es da ist.
Ich falle immer noch rein.....aus Gewohnheit.

4. Ich gehe dieselbe Straße
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich gehe darum herum.

5. Ich gehe eine andere Straße.

(von Lama Sogyal Rimpoche)

Sonntag, 27. Mai 2012

Geschichten

Von der Last des Lebens…


schwere_last
Ein alter Beduine war krank und zweifelte am Sinn des Lebens.
Eines Tages kam er in einer Oase an einem jungen, noch kleinen Palmenbaum vorbei. Frustriert und deprimiert wie er war, nahm er einen dicken Steinbrocken und legte ihn der jungen Palme mitten auf die Blattkrone und dachte gehässig: "Soll auch sie sehen, wie sie damit fertig wird."
Die junge Palme versuchte, die Last abzuwerfen. Sie wiegte sich im Wind und schüttelte ihre jungen Wedel. Doch - vergebens.
Also begann sie, tiefer und fester in den Boden zu wachsen, um stärker und kräftiger zu werden. Und wirklich: ihre Wurzeln erreichten neue Wasseradern. Die Kraft des Wassers aus der Tiefe und die der Sonne vom Himmel machten sie zu einer außerordentlich starken Palme, die auch den Stein im Weiterwachsen mittragen konnte.
Nach Jahren kam der alte Beduine wieder, um nach dem Baum zu sehen. Da sah er eine besonders hochragende Palme und in der Krone trug sie den Stein.
Und wie sie sich im Wind neigte, schien sie ihm zu sagen: "Ich muss dir danken! Die Last hat mich über meine Schwäche hinauswachsen lassen."
Quelle unbekannt,
leicht umgeschrieben.

gefunden im  <newsletter@zeitzuleben.de> von