Donnerstag, 8. Juni 2017

Wenn plötzlich alles anders ist


kann es trotzdem noch gut werden.

Wenn jemand in Ihrem persönlichen Umfeld psychisch krank wird, bricht oft zunächst eine Welt zusammen. Nicht nur die Kranken fühlen und benehmen sich seltsam, auch für Sie hat eine neue Zeit begonnen.

Vielleicht benimmt sich Ihr Kind in der Pubertät äußerst ungewöhnlich, und es braucht eine Weile, bis Sie merken, dass es doch anders ist als in der „normalen“ Pubertät. Und, was ist normal?

Vielleicht leben Sie mit einer Person zusammen, die sich merkwürdig verhält. Auf manche Verhaltensweisen können Sie sich einfach keinen Reim machen.

Vielleicht schämen Sie sich für die Angehörigen, vielleicht sind Sie verzweifelt und wissen überhaupt nicht mehr weiter.

Es gibt mehr Hilfen als Sie denken. Sie müssen sich aber auf den Weg machen, sie suchen und finden. Solche Hilfen können Sie zum Beispiel beim Hausarzt bekommen, bei niedergelassenen Fachärzten, beim Sozialpsychiatrischen Dienst der Stadt, bei den Kontakt- und Beratungsstellen in den SPZ's in Rheydt und Mönchengladbach. Sie können sich auch an die Telefonseelsorge wenden. Es gibt inzwischen auch ein muslimisches Seelsorge-Telefon.

Trotz Leid und anfänglicher Hilflosigkeit ist es möglich, mit psychischen Krisen zu leben und zu lernen, damit gelassener umzugehen.

In der Selbsthilfe-Gruppe teilen wir unsere gemeinsame Betroffenheit, Erfahrungen, Ängste, Sorgen und Bewältigungsstrategien miteinander.

Wir tauschen uns darüber aus, wie es ist, mit psychischen Krisen im Angehörigenkreis zu leben und an diesen Krisen zu wachsen. Außerdem geht es auch darum, Angehörige von Schuld und Versagensgefühlen zu entlasten sowie Schamgefühle abzubauen.

Es gibt psychisch kranke Menschen, die wieder ganz gesund werden. Es gibt diejenigen, die weiter Hilfebedarf haben, aber trotzdem wieder zurück finden ins „normale“ Leben. Es gibt aber auch Menschen, die nicht so gut mit ihrer Krankheit zurecht kommen und dauerhaft intensive Hilfe brauchen.

Dann müssen wir uns vielleicht von der Vision eines vollkommen „normalen“ Lebens verabschieden und uns dauerhaft mit „Ver-rückt-heiten“ auseinandersetzen, sie akzeptieren und aushalten, ohne daran zu verzweifeln und uns selbst zu verlieren. Mit dem Schicksal hadern bringt uns nicht weiter.

Was wir in der Angehörigenarbeit gelernt haben: Nur wen es uns selbst gut geht (und dafür sind nur wir selbst verantwortlich), können wir unseren Angehörigen eine angemessene Stütze sein.

Wenn wir das begreifen, akzeptieren und leben, also, wenn wir selbst mit uns im Reinen sind, dann kann es sich auch wieder gut anfühlen.


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