Dienstag, 29. Mai 2012

Genesung


Genesung in 5 Kapiteln

1. Ich gehe die Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich falle hinein.
Ich bin verloren .... Ich bin hoffnungslos.
Es ist nicht meine Schuld.
Es dauert ewig, da wieder herauszufinden.

2. Ich gehe dieselbe Straße.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich tue so, als ob ich es nicht sehe.
Ich falle wieder hinein
Ich kann kaum glauben, dass ich wieder an derselben Stelle bin.
Aber es ist nicht meine Schuld.
Es dauert immer noch lange, wieder herauszukommen.

3. Ich gehe dieselbe Straße.
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich sehe, dass es da ist.
Ich falle immer noch rein.....aus Gewohnheit.

4. Ich gehe dieselbe Straße
Da ist ein tiefes Loch im Gehsteig.
Ich gehe darum herum.

5. Ich gehe eine andere Straße.

(von Lama Sogyal Rimpoche)

Sonntag, 27. Mai 2012

Geschichten

Von der Last des Lebens…


schwere_last
Ein alter Beduine war krank und zweifelte am Sinn des Lebens.
Eines Tages kam er in einer Oase an einem jungen, noch kleinen Palmenbaum vorbei. Frustriert und deprimiert wie er war, nahm er einen dicken Steinbrocken und legte ihn der jungen Palme mitten auf die Blattkrone und dachte gehässig: "Soll auch sie sehen, wie sie damit fertig wird."
Die junge Palme versuchte, die Last abzuwerfen. Sie wiegte sich im Wind und schüttelte ihre jungen Wedel. Doch - vergebens.
Also begann sie, tiefer und fester in den Boden zu wachsen, um stärker und kräftiger zu werden. Und wirklich: ihre Wurzeln erreichten neue Wasseradern. Die Kraft des Wassers aus der Tiefe und die der Sonne vom Himmel machten sie zu einer außerordentlich starken Palme, die auch den Stein im Weiterwachsen mittragen konnte.
Nach Jahren kam der alte Beduine wieder, um nach dem Baum zu sehen. Da sah er eine besonders hochragende Palme und in der Krone trug sie den Stein.
Und wie sie sich im Wind neigte, schien sie ihm zu sagen: "Ich muss dir danken! Die Last hat mich über meine Schwäche hinauswachsen lassen."
Quelle unbekannt,
leicht umgeschrieben.

gefunden im  <newsletter@zeitzuleben.de> von

Sonntag, 20. Mai 2012

Hilfe

Psychisch krank - und nun?


Ich engagiere mich wirklich gerne für Problemfälle,
aber muß ich dich deshalb gleich einziehen lassen?!



Diese Karikatur stammt von Angie Kaiser und ist aus der Broschüre:
Psychisch krank - und nun?

Hier ein PDF-Auszug:
http://www.kibis-goettingen.de/fileadmin/download/informaterialien/wegweiser_auszug.pdf 

Samstag, 19. Mai 2012

Über die Geduld

(von Rainer Maria Rilke)

Man muss den Dingen
die eigene stille,
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – 

und dann gebären...

Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.

Er kommt doch!

Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit
vor ihnen läge,
so sorglos, still und weit...

Man muss Geduld haben

mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antworten hinein.

Mittwoch, 16. Mai 2012

Wandlungen

früher hatte der Bauer Felder, die ihn und seine Familie ernährten
heute hat der Farmer riesige Äcker und es werden nicht alle satt

früher sagte man: Sie ist wegen einer Frauengeschichte krank
heute sagt man: Frau Müller hat Gebärmutterhalskrebs
früher war Geiz verwerflich
heute ist er geil
früher war Hildegard von Bingen eine Frau mit Visionen
heute sagt man: Hannah spinnt, sie ist psychotisch
früher wurden psychisch Kranke weit draußen verwahrt

heute verwahren wir uns gegen die Stigmatisierung
früher war alles anders
heute ist auch noch nicht alles gut

Montag, 14. Mai 2012

Donnerstag, 10. Mai 2012

Plakatwerbung


plemplem

Gestern fiel mir folgender Witz in die Hände:


Sally und Stan spazieren anläßlich ihres 50. Hochzeitstages zu ihrer alten Schule, wo sie einst "Ich liebe dich." in eine Holzbank geschnitzt hatten. Auf dem Heimweg fällt ihnen ein Sack aus einem gepanzerten Geldtransporter vor die Füße. Sie nehmen den Sack mit den 50.000 Dollar darin und überlegen, ob sie das Geld behalten sollen. Wenig später erscheinen zwei Polizisten und fragen die beiden, ob sie etwas von dem Geld wüßten. 
"Nein", sagt Sally.
"Sie lügt", sagt Stan. "Sie hat es im Keller versteckt". 
Darauf Sally: "Er wird langsam senil". "
Erzählen sie alles von Anfang an", sagt einer der Beamten.
Stan beginnt: "Sally und ich gingen von der Schule nach Hause.....-" Darauf blickt der Beamte seinen Kollegen an und murmelt: "Laß uns verschwinden."

Mittwoch, 2. Mai 2012

Intelligenz und Wahnsinn


Drei Leben: Axel Springer
Dokumentation auf ARTE am 01.05.2012

Gestern habe ich die Sendung angeschaut. Die Dokumentation bestand aus drei Teilen: über den Verleger, über das Feindbild und über den Privatmann.
Mich beeindruckte besonders der Aspekt im Kapitel Verleger, wo darauf hingewiesen wurde, daß er auch unter der Last seines Reichtums und der Verantwortung gelitten hat, sich zeitweise doch sehr vom realen Leben weg bewegte und bei größtem Erfolg in eine Sinnkrise geriet, die ihn zusammenbrechen ließ. Es ist von Visionen, einer Depression und von Ansätzen einer schizophrenen Erkrankung die Rede. Springer fühlte sich als Heilsbringer und erst ein christliches Erweckungserlebnis bringt ihn zurück an den Schreibtisch. Seine damalige Frau täuschte eine Herzschwäche vor.
Da kommt uns als Angehörigen von psychisch kranken Menschen doch Manches bekannt vor.

http://www.arte.tv/de/Programm/244,broadcastingNum=1343005,day=4,week=18,year=2012.html 
Wiederholung:  15.05.2012 um 10:30

Dienstag, 1. Mai 2012

Gemeinsame Betroffenheit

Neulich bei einem Gruppentreffen gab es zwei Gäste, Männer mit kranken Söhnen. Ihnen fiel es besonders schwer, sich mit den Krankheiten der Kinder auseinander zu setzen und zu akzeptieren, daß es nicht sofort für jedes Problem eine Lösung gibt.

Ja, die sofortigen Lösungen können wir in der Gruppe tatsächlich nicht bieten. Wir sind auch keine erweiterte Suchfunktion von „google“. Was wir aber bieten können, ist persönliche Betroffenheit und unsere Erfahrungen mit bestimmten Situation umzugehen. Auch wir „alten Hasen“ erleben immer noch gute und auch schlechte Tage.

Wir bieten einen Schutzraum, wo Dinge besprochen werden können, die wir uns noch nicht trauen in aller Öffentlichkeit zu sagen.

Wir erzählen uns, was wir erlebt und verändert haben, was wir als positiv oder negativ empfunden haben, wo unsere Stärken und Schwächen sind, was uns stagnieren läßt und was uns weiterbringt.

Das ist doch auch schon eine ganze Menge.